Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine
Familiengeschichte /
Kapitel VII.
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Das erste Lesen und Schreiben hat uns die Mutter selbst beigebracht. Dann hatten wir Privatunterricht. Als einziger von uns ist Franz-Josef in die Volksschule gegangen. Etwa mit 10 Jahren kamen die Schwestern, erst Annemarie, dann Elisabeth, ins Internat nach Fulda zu den ‚Englischen Fräulein’. Es war sicher die Anhänglichkeit der Mutter, daß sie die Töchter zu den ‚Englischen Fräulein’ gab. Sie selbst war bei diesen in Darmstadt zwei Jahre zur Schule gegangen, hatte allerdings bei den dortigen Verwandten gewohnt. Erst als das Geld so knapp wurde, daß das Internat nicht mehr bezahlt werden konnte, wurden wir alle bei den Ursulinen in Frankfurt im Unterweg angemeldet. Schon vorher hatte die Lehrerin, die auch meine Schwestern unterrichtet hatte, den Unterreicht bei mir aufgegeben, weil ich zu faul sei. Unter der Obhut der großen Schwestern fuhr ich nun quer durch ganz Frankfurt zur Schule. Das war eine große Umstellung für mich. Vorher war ich kaum mit anderen Kindern zusammengekommen, nun saß ich plötzlich mit 20 Gleichaltrigen zusammen. Aus dem wilden immer mit Jungen spielenden Mädchen wurde plötzlich ein stummer Fisch. Später bin ich sehr gerne in die Schule gegangen, schwärmte für unsere Klassenlehrerinnen, hatte Freundinnen und die Freundschaft mit Else Kissel-Ollig hat bis heute gehalten. Eines wiederholte sich allerdings: ich verschwendete nicht allzu viele Zeit auf die Hausaufgaben. Unsere Klassenlehrerin kam nach Rödelheim hinaus, um mit den Eltern zu sprechen. Sie war sehr einsichtig, als sie unseren großen Park sah: „Nun kann ich verstehen, daß Dori keine Lust hat, Schulaufgaben zu machen.“ |