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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel VII.

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In dem weitläufigen Haus hatten wir viel Freiheit. Wir Kinder wohnten alle im Dachstock, immer ging es bei mir zwei Stufen auf einmal hinauf und hinunter. Die Schwestern hatten nun jede für sich ein reizendes Zimmer, was bestimmt Elisabeth besonders beglückt haben mag. Noch waren beide in Fulda im Internat und kamen nur in den Ferien nach Hause.

Die Mutter bewohnte das große Wohnzimmer der Großmamá. Es blieb so gut wie unverändert in seiner ganzen Einrichtung, und es muß für meine Mutter seltsam gewesen sein, in diesem Heiligtum ein- und ausgehen zu können wie sie wollte.

Auch uns wurde es ein vertrauter Raum. Sonntags wurde hier gemeinsam Kaffee getrunken, d.h. es gab natürlich Tee, der meiner Mutter von ihrer Heimat her das liebere Getränk war. Jahrelang konnte ich sonntags nicht einschlafen. Schwarzer Tee ist nicht unbedingt ein Getränk für Kinder. Wenn der Geistl. Rat Krohmann zum Tee kam, durften wir das Weite suchen. Einmal half ich bei der Vorbereitung. Meine Mutter zeigte auf eine braune Tüte: „Füll’ mal Zucker in die Dose“. Ich tat es und tippte ein paar vorbeigefallene Körner auf und merkte, daß es Salz war. Meint bloß nicht, daß ich etwas gesagt hätte! Nachher wurde erzählt, Herr Geistl. Rat habe bei dem ersten Schluck den Mund sehr verzogen. Es ist aber kein Verdacht auf mich gefallen, nur konnte ich meinen Spaß über den gelungenen Streich mit Niemandem teilen.

 

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