Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine
Familiengeschichte /
Kapitel VII.
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In der Tiefe des Parkes, dort, wo sich Mauseweg und Mittelweg trennten, standen zwei kerzengerade gewachsene Kiefern. Weit oben zeigte man uns die Haken, an denen die Schaukel für unseren Vater aufgehängt worden war. Für uns mussten in erreichbarer Höhe neue Haken eingeschraubt werden. Neben diesen Kiefern stand eine kleine Gruppe von Ilexbüschen, nur an diesem Platz. Ich weiß nicht, wer die Idee hatte, eine Mutprobe abzulegen, nämlich abends im Dunkeln von dort ein Blatt zu holen. Bernd zog als erster los und kam mit dem Beweisstück zurück. Natürlich ließ ich mich nicht lumpen und holte auch ein Ilexblatt. Unserer großen Schwester Lisi hat das sehr imponiert. Ich entsinne mich auch an einen schönen Morgen im Monat Mai. Da ging ich zur frühen Stunde in den Park, um Blumen für unser Maialtärchen zu pflücken. Genaugenommen durften wir nicht auf die Wiesen laufen, da sie verpachtet waren und der Landwirt Kuhlmann von der anderen Niddaseite zur Heumachezeit das Gras schnitt. Aber so ein Stückchen vom Rand her taten wir es natürlich doch. An jenem frühen Morgen sang ich laut, unbekümmert um die Musikalität meiner Stimme, doch erfüllt von innerem Glück, das Lied von Emanuel Geibel:
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