Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine
Familiengeschichte /
Kapitel VII.
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– Ich entsinne mich genau des Abends, da mein Vater zu uns in die Kinderstube in der Lorscherstraße hinaufkam. Das geschah nur selten. Wir, meine Brüder und ich, lagen schon im Bett. Mein Vater sagte uns, daß die Großmamá gestorben sei. Ich hatte genau verstanden, was mein Vater gesagt hatte, rührte mich aber nicht, stellte mich schlafend. Die Großmamá war keine Großmutter, die mit ihren Enkelkindern gespielt hätte. Sicher hat sie an den ersten Enkelkindern ihres Sohnes Freude gehabt, auch an dem Stammhalter Bernward, genannt nach dem Hildesheimer Bischof St. Bernward. Die Mutter hat an ihre Eltern geschrieben: „Wenn Bernd in kindlichem Ungestüm auf sie losrennt, so rührt sie das und verzeiht ihm manche Ungezogenheit“. Als ich auf die Welt kam, war sie 71 Jahre. Drei Kinder hätte sie für ausreichend gehalten, sie selbst war als Einzelkind aufgewachsen. Als meine Mutter drei Jahre später noch einmal in guter Hoffnung war mit unserem Jüngsten, sei es ihr schwer gefallen, dies der Großmamá zu sagen. Außer uns hatte die Großmamá noch fünf schon erwachsene Enkelkinder von ihrer Tochter Marie von Schorlemer-Volperhausen. Mein Verhältnis zu ihr hat nur im Händchengeben und Knickschenmachen bestanden. Doch darf ich nicht vergessen, zu sagen, daß ich zu einem Geburtstag von der alten Gretchen, der Jungfer, im Auftrag der Großmamá ein Bilderbuch überreicht bekam: „Was der Wind zu tun hat“. Sicher bekam ich auch zu den anderen Geburtstagen ein Geschenk. Dieses Bilderbuch ist mir als etwas Besonderes in Erinnerung geblieben. Ich besitze es noch. Wer mag es damals für mich ausgesucht haben? |