Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine
Familiengeschichte /
Kapitel VI.
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„Man aß sich durch wunderliche Dinge : daß Brot die Spuren des Sägemehls an sich trug, will nichts besagen, aber innen bestand es aus einer klebrigen Masse. Von Zeit zu Zeit gab es ein kleines Stückchen von etwas furchtbarem, das das Aussehen von Wurst hatte. Schlimm war der Winter 1918, da alle Kinder Grippe hatten. Milch gab es nur ½ Liter für alle. Sorgenvoll ging ich im Dunklen in die Kirche. Beleuchtung auf der Straße gab es schon lange nicht mehr. Laternenpfähle waren nur noch Hindernisse, denen man besser aus dem Wege ging. Nach der Rosenkranzandacht stieß mich jemand an: „Wollen Sie Milch haben?“ flüsterte es neben mir. Kein Engel im Himmel wäre mir in diesem Augenblick willkommener gewesen als das alte Katharinchen aus dem Kindergarten. Es fehlten durch die Grippe viele Kinder im Kindergarten, so war Milch ‚übrig’. Später hörte ich oft den Vater sagen, Deutschland müsse in Bezug auf die Ernährung autark werden. Was würde er heute zu den Butterbergen sagen, die trotz des Verlustes der landwirtschaftlichen Gebiete im Osten in der Bundesrepublik entstanden sind.
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