Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel VI. | |
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Lorscherstr. 30 Ich habe noch viele Erinnerungen an die Lorscherstraße. Die älteste Erinnerung ist sicher die an die Verabschiedung der Soldaten, die 1914 zu Kriegsbeginn eingezogen wurden. Sie hatten kleine Blumensträuße oben in ihren Gewehrläufen stecken. Später sind die Soldaten nie mehr mit Blumen ins Feld gezogen. Auch an Haus und Garten entsinne ich mich genau, auch an den Salon. Aber die beiden Zimmer meiner Schwestern im 1. Stock habe ich fast nie betreten. Wir drei, die Brüder und ich, hausten im obersten Stock. Es entstand eine merkwürdige Teilung in unserem Geschwisterkreis, sicher nicht von der Mutter angestrebt. Ich kann mich nicht darauf besinnen, daß diese beiden Schwestern je mit mir gespielt hätten, noch daß ich z.B. gejubelt hätte: Heute kommen die Schwestern nach Hause! Sie waren schon früh ins Internat nach Fulda gekommen. War es die Liebe unserer Mutter zu den Englischen Fräulein, zu denen sie in Darmstadt zwei Jahre zur Schule gegangen war? Es gab in Frankfurt die Ursulinen-Schule mit Internat. Von dort hätten sie sonntags heimkommen können. Für Bernd lag die Sache günstiger, auch wenn er oben im Kinderzimmer wohnte. Er erklärte: Mal gehöre ich zu den Kleinen, mal zu den Großen.
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