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Dieser Speisesaal hatte als Vorbild den
Gartensaal im alten Haus. Es war geglückt, die von Georg Brentano mit so
viel Liebe gestaltete Ausschmückung, nämlich die Tapeten mit den
Blumengirlanden, abzulösen und in den neuen Raum zu übertragen. Meine
Mutter erzählte, sie habe von kunstverständigen Menschen sagen hören,
dies sei der schönste Speisesaal, den sie je gesehen hätten.
Als einmal der Direktor des Wiener Praters den Raum besichtigte, wurde
gesagt, die Blumengirlanden stammten aus dem alten Brentanoschen Haus. Sie
seien in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts (19. Jhd.) gemalt
worden, Georgs Sohn Louis habe die Blumen als Vorbild für den Maler aus
dem Garten geholt. Da unterbrach der Herr und sagte: „Das kann nicht
sein, die Blume dort oben in der Ecke (es war eine rote Canna) gab es
damals noch nicht in unseren Gärten. Sie ist erst viel später von
Amerika nach Europa gekommen," doch mein Vater konnte sofort die Erklärung
dazu abgeben. Diese Stelle sei bei der Ablösung zerbrochen und dann sorgfältig
wieder hergestellt worden.
Es ist ein Jammer, daß diese Girlanden niemals im Bilde so festgehalten
wurden, daß man die Blumen hätte erkennen können. Urgroßvater Louis
hat zwei seiner Zimmer malen lassen, Marie hat nach dem Tode ihres Mannes,
Karl Friedrich Stumpf, seine Studierstube in Innsbruck im Bild festhalten
lassen. Vom alten Brentanoschen Haus gibt es keine Bilder der Innenräume,
da sind wir auf Schilderungen angewiesen und von dem neuen Haus gibt es
zwar viele Photographien der Vorder- und Rückseite und ein paar Bilder,
die ich in den 20er Jahren im Inneren macht, aber damals waren der große
Speisesaal und die Salons längst als Büroräume vermietet. Mein Vater,
der an allem Photographischen so interessiert war, hat immer nur Außenaufnahmen
gemacht.
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