Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel IV. | |
82 |
Und wenn ich schon einmal bei Goethe bin, so will ich auch vom Goethetempelchen erzählen. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß auch hier Goethe für Baße den Plan gemacht hat. Im Goethejahr 1932 – hundertster Todestag Goethes – wurde es von der Stadt Frankfurt sorgfältig renoviert. Heute trägt es die Inschrift: „Brentanosches Gartenhaus. Von Goethe gerne besucht. War ein Mittelpunkt Romantischer
Geselligkeit.“ Leider haben sich die Denkmalschützer
schlecht unterrichtet. Von Gartenhaus kann gar nicht die Rede sein, ein
bisschen sehr eng für „romantische Geselligkeit“! Mit seitlich
angebauten Volièren war es ein Vogelhaus. So ist es schon mit der Nr. 36
auf dem Plan 1802 genannt: „Herrn Hoffratz Baße Fogel-Behälter“.
Das war es auch zu Georg Brentanos Zeiten, nur hat er eine seiner Art
nach sehr romantische Nutzung hinzugefügt. Davon erzählt der Hamburger
Domherr Johann Lorenz von Meyer in seinem Buch „Brieffragmente vom
Taunus, Rhein, Neckar und Mayn“, erschienen 1832, geschrieben im Sommer
1821. „Da öffnet sich unter anderem in einem Gebüsch der schmale Eingang zu einem Bade. Zarte weiße Gewänder bedecken, zeltähnlich in breite Falten geworfen, die Wände der durch eine Kuppel dämmernd erhellten Vorhalle und der Badenische, mit ihren Spiegeln und Sopha’s und der in dem getäfelten Boden halb versenkten Wanne von weißem carrarischen Marmor. Die Seitenwand von Spiegelglas trennt diese von einem geräumigen Taubengehege, bevölkert mit dem idealistischen Geschlecht des südlichen Tropenhimmels. Diese bewegliche Scheidung öffnet sich und herein flattern die geflügelten Geniengestalten, aus der Hand des Badenden das dargebrachte Futter zu nehmen, oder sich ihm traulich zugesellend auf dem Rand der Marmorwanne sich niederlassend.“ |