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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel IV.

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 „Im September 1827 wurde ganz Rödelheim in große Aufregung versetzt: Der oft erwähnte Gräfl. Solmsische Justizrat u. Großh. Hess. Landrichter Dr. Karl Wilhelm Hoffmann (geb. 1770), der als Vertreter des Grafen Jahrzehnte lang die Grafschaft verwaltet hatte, war nach Unterschlagungen von 150.000 fl. plötzlich verschwunden. Er scheint den Grafen Vollrath völlig beherrscht und als Leiter der Verwaltungs- und Gerichtsbehörde und als Kirchenbauverwalter sein hohes Amt, ohne daß es jemand ahnte oder ihn anzuklagen wagte, dauernd missbraucht zu haben. Die Empörung der Rödelheimer, von denen viele kleine Leute an den Bettelstab gebracht waren, machte sich in einer Schmähschrift Luft...“

Um sich eine Vorstellung von der Höhe der Unterschlagungssumme machen zu können, muß man daran denken, daß Georg Brentano für den ganzen Basseschen Besitz – es handelte sich laut Kaufvertrag Nr. 1 um 2 Morgen, 1 Vtl., 12 Rth., 83 Schuh und ein gut gebautes 3-stöckiges Haus nebst Nebengebäuden – nur 10.000,- fl bezahlt hat. 

Völlig mißverstanden wurde der von mir im Kapitel I zitierte Text aus einem Brief Georgs an einen seiner Brüder, daß er sich der äußersten Ökonomie befleißigen müsse. Das war in der Zeit der napoleonischen Kriege und der Kontinentalsperre. Auch mussten die Frankfurter Bürger hohe Abgaben zahlen. Der Text wurde so ausgelegt, als ob Georg Brentano das große väterliche Erbe völlig ins Grüne umgesetzt hätte. Eine absurde Vorstellung! Ein so erfahrener Kaufmann wie Georg Brentano wusste, wann es Zeit zum Sparen war. Es stimmt, daß Georg in den ersten 10 Jahren keine großen Ankäufe machte, dafür aber den bereits erworbenen Besitz so ausgestaltete, daß er schon bald von vielen Besuchern gerühmt wurde. Auch das Baßesche Haus richtete er nach seinem Geschmack ein.

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