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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel III.

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"Ich bin zur bösen Stunde in mein väterliches Haus gekommen. Georg hat in dem selben Augenblick als ich aus dem Wagen stieg, seinen ältesten Sohn verloren, an einem ähnlichen Fieber, wie sie jetzt die herrschenden sind. Franz bekam Eis auf den Kopf gelegt, man legte ihm immer wieder frisches auf, obwohl er sich dagegen wehrte, da rührte in plötzlich der Schlag und in wenigen Stunden war er tot. Du kannst Dir nicht vorstellen, in welcher Zerrüttung der alte Georg ist. Man hatte Franz sehr starke Portionen Naphta gegeben, mit Ekel und Widerwillen nahm er diese Medizin, nur die dringende Bitte seines Vater konnte ihn dazu vermögen und er sagte: 'Ihr werdet sehen, ich muß daran sterben'. Jetzt macht sich Georg die ärgsten Vorwürfe, keinen Fuß will er mehr in Rödelheim setzen. - Franz und Georg lebten in den letzten Jahren so glücklich miteinander, daß er sich in alles fügte, was der Vater von ihm verlangte, daß er sich der Handlung mit ungemein glücklichem Erfolg in diesem letzten Jahr gewidmet hatte, daß er so viel Scharfsinn, so viel Lebenskraft zeigte - die Intoleranz war ganz überwunden, und es war zugleich ein sehr zärtliches Verhältnis zwischen ihm und dem Vater eingetreten. Meline hat sich wieder als die allerbeste Pflegerin erwiesen, aber alle sind krank vor Erschütterung. Die ganze Familie hat diesen Jammerort verlassen, ich bin hier in Rödelheim ganz allein mit meinen Kindern. Ich und der Hofrat Wichterich haben das Begräbnis besorgt. Ich habe Franz den Myrtenkranz aufgesetzt, den die Rödelheimer Jungfrauen geflochten hatten. Mein Maxelchen liegt schon 14 Tage, ich habe mir alle ärztliche Hilfe verbeten."

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